Pomerano wird von etwa 250.000 Menschen in Brasilien gesprochen. Prof. Dr. Göz Kaufmann ist der Hauptforscher für diese Sprache an der Universität Freiburg und hat seine Daten in vier pomeranisch-sprachigen Regionen in Brasilien gesammelt.

Pomerano ist ein niederdeutscher Dialekt und stellt die letzte aktiv gesprochene Varietät der hinterpommerschen Dialekte in der Welt dar. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Hinterpommern aufgrund wirtschaftlicher Not nach Brasilien aus. Ihre Nachkommen schafften es, ihr sprachliches Erbe zu bewahren, obwohldie brasilianische Regierung unter Getúlio Vargas zur Zeit des Zweiten Weltkriegs den Gebrauch deutscher Dialekte und damit auch des Pomerano in der Öffentlichkeit verbot. Dies führte zu einem Rückgang der Sprecherzahl.

Obwohl es besonders unter Jugendlichen schon viele Pomeranos gibt, die ihre Sprache nicht mehr vollkommen beherrschen, ist sie immer noch ein Symbol der kulturellen Identität unter den pommerschen Gemeinschaften in Brasilien. Diese Gemeinschaften pflegen eine doppelte Identität und schätzen sowohl die brasilianische als auch die deutsche/pommersche Kultur. Die Kooffizialisierung des Pomerano in mehreren Gemeinden in Espírito Santo, Rio Grande do Sul und Santa Catarina und die Möglichkeit, Pomerano sogar in der Schule zu lernen, hat die kulturelle und sprachliche Identität der brasilianischen Pommern in letzter Zeit gestärkt.

Sprachfamilie

Pomerano ist eine indo-europäische Sprache. Auf der folgenden Website finden Sie einen detaillierten phylogenetischen Baum.

Linguistische Strukturen und einige Beispiele der Sprache

Pomerano bewahrt einzigartige morphosyntaktische Merkmale, die es vom Hochdeutsch oder anderen deutschen Dialekten unterscheiden. Diese Merkmale wurden durch Feldforschung und wissenschaftliche Untersuchungen dokumentiert. Unten finden Sie zwei Beispiele für die Verwendung der pomeranischen Sprache.

  1. hai däit brüla weege hai mud jeirer dag salade eeta er tut

    ‘He cries because he has to eat salad every day.’

    (‚Er tut weinen weil er jeden Tag Salat essen muss‘)

  2. wen ik ruutergå uut dem Huus dau ik immer d’lampe uutmåka

    (‚Wenn ich rausgehe aus dem Haus tue ich immer die Lampen ausmachen‘)

    (Kaufmann, 2024)