Einige Fakten

Kera'a wird von weniger als 16.000 Menschen gesprochen (Peck 2020) und fällt damit in die Kategorie der bedrohten Sprachen. Die Sprache findet sich vor allem in den Distrikten Lower Dibang Valley und Dibang Valley in Arunachal Pradesh, Indien. Die Forscher, die an der Universität Freiburg an dieser Sprache arbeiten (Uta Reinöhl, Naomi Peck, Wifek Bouaziz), sammelten Daten hauptsächlich in Roing und Koronu (Lower Dibang Valley) und Anini (Dibang Valley).

Linguistische Strukturen

Eine der besten Merkmale für die Unterscheidung der beiden Hauptdialekte des Kera'a, Midu und Mithu, ist das Vorhandensein oder Fehlen von Anfangskonsonanten in einigen Wörtern (Reinöhl 2022, Culhane et al. 2023). In Mithu werden diese Anfangskonsonanten beibehalten, während sie in Midu verloren gehen. Mithu kann also als „konservativer“ Dialekt bezeichnet werden.
Das Vorkommen von Anfangskonsonanten in Mithu kann uns helfen, herauszufinden, wie Kera'a mit anderen Sprachen in der Region verwandt ist.

Die Kera'a-Gemeinschaft ist ein seltenes Beispiel für eine Kultur im Nordosten Indiens, die ihre schamanischen Traditionen auch unter dem Druck des Christentums und des Hinduismus beibehalten hat. Die rituelle Sprache der Schamanen, Igu, ist reich an Mythologie und weist sprachliche Merkmale auf, die sich zum Teil vom Kera'a unterscheiden. Ein Beispiel ist die Markierung von Subjekten in Sätzen. Während Kera'a-Sprecher fast immer den Marker -me verwenden, um das Subjekt eines Satzes zu kennzeichnen, verwenden Schamanen in Igu nur gelegentlich -me (Reinöhl, Pulu und Wallner, subm.).