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Russinisch

Inspiriert durch die reiche sprachliche Vielfalt Europas und die Anwendung von Ansätzen des maschinellen Lernens in der Linguistik, erforschen Prof. Dr. Achim Rabus, seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Beata Gerhardt und andere Forscher*innen die faszinierende Minderheitensprache Russinisch.

Russinisch wird in kyrillischer Schrift geschrieben und überwiegend von Gemeinschaften in der Karpatenregion gesprochen, insbesondere in der transkarpatischen Ukraine, der Ostslowakei und Südostpolen. Die Forschung zeigt, dass die Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel ist, sondern ein Bild, das Jahrhunderte des kulturellen Austauschs und der historischen Interaktionen widerspiegelt.

rus-de-treeSprachbaum der slawischen Sprachen

 

Dokumentation der Vielfalt des russinischen Varietäten

Anhand transkribierter Korpusdaten untersuchen die Forscher*innen empirisch die heutige russinische Sprache. Die Komplexität der jeweiligen Dachsprachen, d.h. Standardpolnisch, Slowakisch, Ukrainisch, Ungarisch, Tschechisch und Rumänisch, hat einen erheblichen Einfluss auf die rusinische Minderheitensprache.  Tatsächlich wurde festgestellt, dass die überwiegende Mehrheit der russinischen Sprecher zweisprachig ist.

rus-de-umbrellaUkrainisch ist die Sprache, die dem Russinischen am nächsten steht. Damit nimmt das Russinische eine Brückenfunktion zwischen den ost- und westslawischen Sprachen ein.

"Treffen" in verschiedenen russinischen Dialekten

Polen Slowakei Ukraine
Lemko Russinisch Prešov Russinisch Zakarpattja Russinisch
стрича стріча зустріч
Strycha Stricha Zustrich

 

Sprachwandel

In den letzten hundert Jahren haben sich die Russinisch-Sprecher in einer sich ständig verändernden sozialen und sprachlichen Gesellschaft wiedergefunden. Die Forschungsarbeit des Teams untersucht, wie sich die Sprache durch Veränderungen in verschiedenen Umgebungen und historische Grenzverschiebungen verändert hat. Als die Grenzen neu gezogen wurden, teilten sich die russinischen Gemeinschaften, und jede Region entwickelte ihren eigenen Dialekt. Diese Teilungen beeinflussten nicht nur die geografische Verbreitung der Sprache, sondern auch ihre Wörter, Grammatik und Laute. So kann das in der Ukraine gesprochene Russinisch beispielsweise mehr ukrainische Wörter enthalten, während es in Ungarn oder der Slowakei eher ungarisch oder slowakisch klingt.

rus-posterPoster in russinischer Sprache: “Das Elend findet einen Menschen, wenn die Sonne untergeht“

 

Das Korpus des gesprochenen Russinischen

Mit einer detaillierten Analyse des Korpus des gesprochenen Russinischen, das unter www.russinisch.uni-freiburg.de/corpus zu finden ist, nehmen die Forscher*innen eine Reihe von statistischen Instrumenten in Anspruch, um spannende Muster unter Sprecher*innen verschiedener russinischen Varietäten zu entdecken.

rus-map

Die Karte zeigt die Häufigkeit der Vergangenheitsformen in der russinischen Sprache. Beispielsweise werden in Polen und der Slowakei mehr Verben in der Vergangenheitsform verwendet, während es in Zakarpatischen Russinisch relativ wenige sind. Die Sprecher der Lemko Russinisch (Karpatenregion) bevorzugen bei den Vergangenheitsformen eher die kurze Form des Verbs (z. B. читала-м (chytala-m)), während die Sprecher der Prešov Russinisch (Slowakei und Polen) zur langen Form neigen (читала єм (chythala-jem)) und die Sprecher der Zakarpattja Russinisch (Ukraine) diese Verbformen eher vermeiden.

Einleitung zur Nutzung des Korpus

Auf der Webseite des Korpus des Russinischen, die unter http://www.russinisch.uni-freiburg.de/ zu finden ist, können sich Interessierte als Gast einloggen. Durch die Eingabe von ".*" bei Token (ohne Anführungszeichen) erhält man eine Liste aller russinischen Wörter, die von allen Personen im Korpus gesprochen wurden. Zudem besteht die Möglichkeit, durch Klicken auf "Show Metadata" weitere Filter einzustellen, wie beispielsweise die Varietät des Russinischen, Geschlecht, Alter und Wohnort der Sprecher.

Eine zusätzliche Funktion ist die "Show Map", welche eine Karte anzeigt. Für spezifische Suchen kann man gezielt nach bestimmten Wörtern wie beispielsweise "хыжа" suchen. Der Korpus dient dazu, gezielt nach Variationen in der gesprochenen Sprache zu suchen. Man kann die Variationsphänomene anhören und die Suchergebnisse für statistische Analysen direkt aus dem Korpus herunterladen, zum Beispiel als Tabelle.

Darüber hinaus können die Audiodaten, die anonymisiert sind, für phonetische Analysen verwendet werden. Die verschiedenen Filter ermöglichen es, gezielt zu untersuchen, wer, wo und wie spricht, und diese Informationen später auszuwerten.

Projektinformation

Mehr Information über das Projekt finden Sie hier.